ich möchte Ihnen einfach zwei schöne Geschichten „schenken“.
Jedes Jahr bringen Lennarts Eltern ihren Sohn in den Sommerferien mit der Bahn zu seinen Großeltern. Am nächsten Tag fahren sie mit dem gleichen Zug nach Hause. In diesem Jahr sagt der Junge zu seinen Eltern: „Ich bin ja jetzt ziemlich groß. Wie wäre es, wenn ich dieses Jahr allein mit dem Zug zu Oma und Opa fahre?“ Nach kurzer Diskussion sind sich die Eltern einig. Und nun stehen sie am Bahnsteig. Fest umarmt Lennart seinen Vater. Dabei steckt der ihm einen Zettel in die Tasche und flüstert ihm ins Ohr: „Wenn du dich unwohl fühlst oder Angst hast, lies das bitte.“ Der Schaffner gibt das Signal zur Abfahrt und Lennart sucht sich seinen Platz. Er zieht die Schuhe aus, ißt die Weingummis und trinkt die Cola. Irgendwann wird er sicher sein Buch rausholen, aber jetzt noch nicht. Am anderen Ende des Wagens lachen zwei Männer laut miteinander. Der Kontrolleur sieht ihn mit prüfendem Blick an. Warum fährt der Zug plötzlich so langsam? Und dann die Durchsage: „Dieser Zug wird in Hamm geteilt. Bitte beachten sie: Nach Essen fahren ausschließlich die Wagen mit der Nummer…“ Mehr hört Lennart nicht. Die Gedanken in seinem Kopf rasen, sein Herz klopft stark. Was, wenn er im falschen Zugteil sitzt? Da fühlt er den Brief seines Vaters in der Tasche und öffnet ihn: „ Mein Sohn, ich sitze zwei Wagen hinter dir. Platz 33.“
Und die Zweite: Ein kleiner Junge kam später nach Hause, als die Mutter erwartet hatte. Als sie nach dem Grund der Verspätung fragte, antwortete das Kind: „Ich habe Julia geholfen. Ihre Puppe ist kaputt gegangen.“ - „Hast du geholfen sie zu reparieren?“ fragte die Mutter. „Nein“, antwortete das Kind. „Ich habe ihr geholfen zu weinen.“
Liebe Schwestern und Brüder, diese beiden Geschichten sind nicht nur „irgendwie nett“. Vielleicht sind wir ab und an der Mensch zwei Wagen dahinter. Und wenn wir an den Zustand unserer Welt denken: Pandemie, Krieg in der Ukraine und an vielen Orten auf unserer Erde, Flut - und Erdbebenkatastrophen, … Wir können nicht bei allem helfen zu reparieren, aber wir können helfen zu weinen… und an Wunder zu glauben!
„Für die Bibel ist ein Wunder das Ungewöhnliche, Unerklärliche, Unfassbare, Bestürzende, nicht Erwartbare, das Erschreckende, in Staunen Versetzende, die Alltäglichkeit Aufsprengende – mit dem Gott die Menschen aus ihrer Gleichgültigkeit herausreißt und bewirkt, dass sie zu ihm hinschauen. Wunder können aber – gerade umgekehrt – auch mitten im Alltäglichen aufleuchten: zum Beispiel in der Erfahrung, dass Gott die geschöpfliche Ordnung unablässig trägt und erhält (Ps 136,4-9). Für den biblischen Menschen redet Gott ständig zu seinem Volk: Deshalb kann jeder glückliche Ausgang, jede Rettungsgeschichte und selbst die Herrlichkeit der Schöpfung als Wunder erfahren werden.“
Der Exodus Israels wird von zahlreichen „Wundern“, das heißt vom rettenden Handeln Gottes begleitet, um den Glauben an den Gott Jahwe in die Herzen seines Volkes einzupflanzen. Das Handeln Gottes beim Auszug aus Ägypten wird durch den hörenden Mose (brennender Dornbusch) und durch sein Volk, das zum Aufbruch bereit ist, erfahrbar. Auf SEIN Wort hin lassen sich Menschen gebrauchen, „Handlanger“ ihres Gottes zu sein, und bezeugen so sein wirkmächtiges Handeln in und an der Welt.
Also: wagen wir das Leben: auf SEIN Wort hin!
Ihr Paster Norbert Lucht